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WegWorte: 

1. Rück-Sichten

verlassene SchneckenHäuser
sammeln
war eine Leidenschaft
meiner Kindheit

bis heute
bezaubert mich
die VollKommenheit
ihrer wachsenden Windung
als Zeichen 
von GeBorgenheit und Schutz

so neige ich mich
zu jedem SchneckenHaus
trage es bei mir
als Hoffnung auf ein ZuHaus
das verlassen werden kann
voller Vertrauen

~~~

die Würde
Lebendigkeit
und Wärme
meiner GroßMutter
nährte in mir
die Ahnung
uralter FrauenKraft

gern wäre ich ihre Tochter gewesen
war sie doch die Einzige
bei der ich mich geborgen fühlte
und frei

als ich sah
dass sie gehen wollte
habe ich sie verlassen
ohne AbSchied
- den tiefen Schmerz
ihres VerLustes
zu meiden

~~~

gutgläubig und arglos
trotz schmerzhaften Mangels
an Liebe und GeBorgenheit

betäubt 
von Oberflächlichkeit und GeSchwätz
zerschlagen 
von roher GeWalt
zwang ich mich Rüstung anzulegen
da meine Haut bloß lag
und ich blutete
aus vielen Wunden

schwerfällig 
suchte ich Schutz
fand meine Einsamkeit
harrte lange in meinem UnGlück
denn mein Herz war er-zogen
zur Härte gegen mich selbst

ungelenk 
begann ich irgendwann
meiner SehnSucht zu folgen
zäh und eigensinnig

ganz allmählich nahm der Schmerz ab
vernarbten die Wunden
wagte ich Rüstung abzulegen
bereit mich selbst zu schützen
in all meiner Verletzlichkeit
- um endlich berührbar zu sein

~~~

Mutter
ich bin
die Mutter
die ich bin
geworden
ohne Tochter sein zu dürfen

wie also
sollte ich vertrauen
dass in mir
Mütterlichkeit 
lebt

ich weiß jetzt:
ich
bin nicht
die Schlechteste
von allen

~~~

mit jeder EntTäuschung
die ich ablege
spüre ich den Schmerz meiner Schultern
im BeWusstSein der aufgezwungenen Lasten
des zurückliegenden Weges

jedes AufRichten meiner WirbelSäule
mahnt voll Zorn das GeBeugtWerden durch GeWalt
jeden VerRat
den ich dornengleich aus meinem Herzen entferne
spüre ich noch einmal als Schmerz in den Wunden
die das fließende Blut
reinigt und heilt

jedes Bröckeln der einengenden Mauern
verstärkt den Drang
auch die letzte Hülle
von meiner Haut zu reißen
dass Luft an die Wunden kommt
und mir ein neues Fell wächst

mit jedem Heben des Kopfes
mit jedem standhaltenden Blick
werden die alten Er-Niedrigungen wach
und meine UnSicherheit

nach Trotz und Wut
nun endlich auch Würde und Stolz
meiner Seele
sind die Flügel wieder gewachsen

~~~

gehäutet
bin
ich

meine Fühler
melden
jede 
unaufrichtige 
AnNäherung
und 
ich ziehe mich zurück
in den Schutz
meiner innersten Höhle

unterbreche
meinen
langsamen
Weg

~~~

keine GeDuld mehr
in mir
für unsichere UnAufRichtigkeit
keine GeDuld mehr
die fühlende Lebendigkeit
des AugenBlicks
in den Rachen
der Angst
zu werfen

der kleinlichen Furcht
vor jeder wahrhaftigen BeGegnung

~~~

hart und kantig
fühle ich mich
wenn ich die Reste
mildernder UnAufRichtigkeit
ablege

meine Knochen zeige
im Fleisch
das nie so weich
nie so verletzlich war
meine Seele
nackt
doch endlich ohne Scham
und Schuld

die sich nun abwenden
und gehen
sind 
einfach noch
zu gut
geschminkt

~~~


ich will nicht
dass du von mir verlangst
ich solle geduldig sein
mit deiner Angst vor dem Leben

ich verweigere mich
der Bitte um Schonung
die ich mir auch selbst
nicht mehr gewähren kann

zu lange schon gesäumt
zu lange gewartet
auf irgendetwas
auf irgendeine BeGegnung
die doch nicht zustande kam

wenn das verglimmende Feuer
der Gemeinsamkeit
die Kraft meiner Seele frisst
wie sollte ich da noch geduldig sein

~~~

wenn
fast
keine MenschenSeele
mehr nah bleibt
greift
die Einsamkeit
mit Bitterkeit
und Kälte
nach der letzten Glut
meiner Seele
die unbeirrbar Wege sucht 
aus der Sinnlosigkeit

die immer
HerzBeRührung sehnt
lebendige Wärme
die gemeinsam genährt wird

~~~

wieder gefühlt:
in jedem AbSchied
ist ein Beginn enthalten
nichts Lebendiges 
geht verloren
und
UnGeLebtes
kann nicht gehalten werden

wieder gespürt
wie nahe
Schmerz und Lust
beieinander liegen

wieder geahnt:
in mir ist Hoffnung
wenn ich wage
ohne VorBeHalt
zu leben

~~~

ich habe den Winter im Blut
bin träge und faul
knurre
wenn ich meine warme stille Höhle
verlassen soll
weil ich noch dort lebe
wo das GeSchenk des Winters missachtet
die RückZug und EinKehr gebietende Kälte
gescholten
und die tiefe Kraft der Dunkelheit
beklagt wird

ich habe verlernt
mich den reinigenden WinterStürmen
entgegen zu stellen
mich an sie zu lehnen
mir den Rücken kraulen zu lassen

und
Bitterkeit
nagt mit spitzen Zähnen
einen Weg
aus der er-stickenden Bequemlichkeit

ich, die den Winter nie mochte
ziehe zur Mutter des Nordens
den Winter in mir zu entdecken

~~~

irgendwo in mir
sitzt noch manchmal
ein kleines Mädchen
das hofft
alles möge irgendwann
irgendwie
einfach nur gut werden

weil es Angst hat
vor Leid
Schmerz
Kälte
Einsamkeit
vor dem VerlorenSein

will nur Liebe
Schutz
GeBorgenheit
traut sich nicht mehr

behutsam
suche ich dann wirksamen Trost
ich sage:
nichts bleibt
alles fließt
lebe bevor du stirbst
und wünsche 
und 
danke dem UnVorHerSehbaren

~~~

ich konnte mich sehen:
im offenen Land
voll wärmender Sonne
stapfte ich knietief im Schnee
mit kindlicher Freude

spielerischer ÜberMut
zog mich
in die unberührte Weite 

ich spürte
ich war nicht allein

überrascht
entdeckte ich drei Frischlinge
die meinen träumenden Weg berührten

nur kurz war mein Staunen
sofort
folgte das Wissen um die WildSau
die kommen würde
und 
die Angst
sie würde mich niederwerfen
zum Schutz ihrer Kinder

ich suchte 
einen AusWeg
Rettung

vermochte mich nicht zu rühren

lief endlich
wahllos
ihr entgegen

spürte ihr Ungestüm
ihre Kraft
in meinem Bauch

als wir uns ganz nah waren
verletzte 
mich 
nichts

~~~